Schilddrüsen-Unterfunktion (Hypothyreose)
Eine Schilddrüsenunterfunktion entsteht dann, wenn die Schilddrüse den Bedarf des Körpers an Hormonen nicht decken kann. Dazu kann es zum Beispiel kommen, wenn die Schilddrüse erkrankt ist oder wenn nicht genug Jod zum Bau der Hormone vorhanden ist. Zahlen, wie viele Menschen in Deutschland an einer Schilddrüsenunterfunktion leiden, werden nicht erhoben. Aufgrund von Studien aus dem europäischen Ausland sowie den USA darf man annehmen, dass die Häufigkeit der latenten Hypothyreose zwischen drei und zehn Prozent und der overten Hypothyreose zwischen 0,2 und 5,5 Prozent beträgt. Das Risiko, eine latente Hypothyreose zu entwickeln, nimmt mit dem Alter zu. Frauen sind deutlich häufiger betroffen als Männer. Menschen, die unter einer Autoimmunkrankheit leiden oder mit einem Downsyndrom geboren wurden, weisen ebenfalls ein erhöhtes Hypothyreose-Risiko auf.
Bei einer Schilddrüsenunterfunktion schüttet die Schilddrüse zu geringe Mengen der Hormone T3 und T4 aus.
Da Patienten mit einer latenten Hypothyreose zumeist keine Krankheitssymptome empfinden oder sich derer nicht bewusst sind, wird die Diagnose meist beiläufig durch eine in anderem Zusammenhang erfolgte und anschließend wiederholte TSH-Wert-Bestimmung gestellt. Die Hormonminderproduktion führt zu einem Ansteigen des TSH-Wertes. Gleichzeitig liegen die T3- und T4-Werte innerhalb des normalen Referenzbereichs. Eine latente Hypothyreose, die nicht spontan wieder verschwindet, kann aber durchaus negative Folgen für Betroffene haben. Vor allem jüngere Patienten unter 65 Jahren sowie Patienten mit stark erhöhtem TSH-Spiegel leiden im Laufe ihres Leben häufiger an Herz-Kreislauf-Erkrankungen als Menschen mit normaler Schilddrüsenfunktion.
Bei der overten Krankheitsform der Schilddrüsenunterfunktion können die Symptome stark variieren. Die Bandbreite reicht von nicht oder kaum vorhandenen Beschwerden bis hin zu einem potenziell tödlichen Verlauf (äußerst selten). Patienten klagen am häufigsten über einen körperlichen und geistigen Leistungsabfall, Müdigkeit oder Depression. Es kommt vor, dass sich die Haut trocken und kühl anfühlt, eine teigige Konsistenz bekommt und blassgelb und schuppend wirkt. Die Schilddrüse selbst kann sich vergrößern, mitunter knotige Veränderungen entwickeln. Viele Betroffene berichten über eine unerklärliche Gewichtszunahme. Im Labor lässt sich die overte Hypothyreose nachweisen, wenn ein Patient einen erhöhten TSH-Spiegel bei erniedrigten T3- und T4-Werten hat. Patienten mit einer overten Schilddrüsenunterfunktion erkranken mit zunehmendem Alter häufiger an koronaren Herzerkrankungen. Lebensbedrohlich kann eine Schilddrüsenunterfunktion dann werden, wenn im Zuge eines schweren und unbehandelten Verlaufs ein sogenanntes Myxödemkoma eintritt. Diese schwerste Form der Hypothyreose ist heutzutage jedoch sehr selten.
Schilddrüsen-Unterfunktion
Ursachen der Schilddrüsenunterfunktion
Traditionell gilt eine mangelnde Jodzufuhr als häufigste Ursache einer Schilddrüsenunterfunktion. In westlichen Ländern mit entwickeltem Gesundheitssystem hat die Hashimoto-Thyreoiditis der Jodunterversorgung allerdings längst den Rang als größter Risikofaktor abgelaufen. Auch andere Schilddrüsenerkrankungen können eine Hypothyreose hervorrufen. Dazu zählen andere Formen der Schilddrüsenentzündung, wie die bakterielle (akute eitrige) Thyreoiditis oder die Subakute Thyreoiditis de Quervain. Auch Karzinome können die normale Funktion des Organs beeinträchtigen. Zudem können medizinische Maßnahmen wie eine Arzneimittelgabe eine Strahlen- oder Radiojodtherapie oder Operationen die Ursache sein.
Eine Unterfunktion muss nicht auf erworbenen Ursachen beruhen, sie kann auch aus einem angeborenen Defekt der Schilddrüse oder aus einem teilweisen oder vollständigen Fehlen des Organs resultieren. In seltenen Fällen ist die Ursache nicht in der Schilddrüse selbst, sondern an anderer Stelle des Hormonregelkreises wie der Hypophyse oder des Hypothalamus zu suchen. Zu unserem Schilddrüsen-Check gehört neben der Bestimmung der Schilddrüsenhormone T3 und T4 und des TSH auch die Bestimmung der Schilddrüsen-Antikörper, um eine Hashimoto-Thyreoiditis auszuschließen. Da es bei einer Unterfunktion der Schilddrüse durch eine Behinderung vieler Abläufe unseres Stoffwechsels häufig auch zu einem Mangel an Spurenelementen und Vitaminen kommt, sollten u.a. auch die Blutspiegel von Eisen, Magnesium, Folsäure, Selen, Vitamin B12 und Vitamin D bestimmt werden. Zum Check gehört zudem die Sonographie der Schilddrüse. Diese Untersuchung ist im Gegensatz zur Szintigraphie ohne eine Strahlenbelastung durchzuführen.
Therapie der Schilddrüsenunterfunktion im Schilddrüsenzentrum Bonn und Bornheim
Entsteht die Schilddrüsenunterfunktion als Folge einer Hashimoto-Thyreoiditis, ist sie in der Regel nicht heilbar. Die Therapie der Schilddrüsenunterfunktion besteht dann standardmäßig aus dem Ersatz des körpereigenen T4 durch das synthetische Hormon L-Thyroxin. Da der Hormonbedarf von Patient zu Patient variiert, muss das Präparat »eingeschlichen« werden, das heißt, seine Dosis muss sukzessive gesteigert werden, um eine Überdosierung zu vermeiden. Der Richtwert, mit dem man sich der optimalen Dosierung annähert, liegt zwischen 1,5 bis 1,8 μg pro Kilogramm Körpergewicht. Die Einnahme des Medikaments sollte auf leeren Magen erfolgen. Bei richtiger Einstellung der Hormondosis auf den Bedarf eines Patienten können die Symptome der Unterfunktion in der Regel gelindert oder gänzlich behoben werden. Die bakterielle Schilddrüsenentzündung lässt sich gut mit der Gabe von Antibiotika behandeln. Die Subakute Thyreoiditis de Quervain heilt in 80 Prozent der Fälle spontan, also ohne weitere Maßnahmen, von alleine aus.
Der bei Schilddrüsenunterfunktion häufig vorkommende Mangel an Folsäure, Vitamin B12, Vitamin D, Eisen, Magnesium oder anderen Spurenelementen kann durch Umstellung der Ernährung oder durch Nahrungsergänzung beseitigt werden.