Die Ärzte des Zentrums für Schilddrüsenerkrankungen in Bornheim und im MVZ in Bonn beschäftigen sich seit mehr als 30 Jahren intensiv mit Erkrankungen der Schilddrüse. Vor einer Operation eines Schilddrüsenknotens ist es oft sinnvoll eine Zweitmeinung einzuholen.
Was ist die Ursache von Schilddrüsenknoten?
Schilddrüsenknoten sind keine seltene Erkrankung. Sie kommen zu etwa 20-25 % bei Personen zwischen 20 und 60 Jahren vor. Bei älteren Personen über 70 Jahren hat sogar jeder zweite einen Schilddrüsenknoten. Die Knoten der Schilddrüse werden oft zufällig bei einer Routine-Untersuchung entdeckt. Schilddrüsenknoten entstehen bei entsprechender genetischer Anlage als Reaktion der Schilddrüse auf einen anhaltenden Jodmangel. Dieser Jodmangel war in Deutschland in den letzten Jahrzehnten sehr ausgeprägt. Selbst heute nehmen noch etwa 50% der Deutschen in ihrer Ernährung zu wenig Jod zu sich. Patienten mit einer Hashimoto-Thyreoiditis haben ein 4-fach erhöhtes Risiko für Schilddrüsenkrebs.
Diagnose von Schilddrüsenknoten
Die wichtigste Untersuchungsmethode bei Verdacht auf einen Schilddrüsenknoten ist die Ultraschalluntersuchung der Schilddrüse. Bei der Schilddrüsen-Sonographie kann die Größe und Struktur der Schilddrüsenknoten dargestellt werden. Vor allen Dingen aber kann ein eventuelles Wachstum der Knoten bei Kontrolluntersuchungen gut erfasst werden. Eine Schilddrüsenszintigraphie mit radioaktiven Technetium-99 ist notwendig, wenn die Laborwerte Hinweise auf eine sog. Autonomie (heißer Knoten) ergeben. Dann ist das TSH erniedrigt und bei einer manifesten Überfunktion die Schilddrüsenhormone zusätzlich fT3 und fT4 erhöht. Eine Schilddrüsenszintigraphie ist unter Umständen auch erforderlich, wenn gleichzeitig mehrere Schilddrüsenknoten zu finden sind.
Welche Kontrollen sind bei Schilddrüsenknoten notwendig?
Die wichtigste Frage bei Kontrolluntersuchungen der Schilddrüse ist, ob es sich um bösartige Knoten, also Schilddrüsenkrebs handelt.Unser Zentrum für Schilddrüsenerkrankungen wird vor einer Operation häufig besucht,um eine Zweitmeinung einzuholen.Erfreulicherweise sind Schilddrüsenkarzinome selten. Dennoch werden in Deutschland etwa 5.000 Schilddrüsenkarzinome pro Jahr diagnostiziert. Bei der großen Anzahl von Schilddrüsenknoten und jährlich über 120.000 Schilddrüsenoperationen zeigt diese relativ kleine Zahl aber, dass erfreulicherweise Schilddrüsenknoten nur selten bösartig sind. Nur etwa 3 % der kalten Knoten sind zu einem Schilddrüsenkrebs entartet. Dennoch ist es natürlich bei jedem Patienten besonders wichtig, eine bösartige Entartung der Schilddrüsenknoten frühzeitig zu entdecken, denn Schilddrüsenkrebs hat in diesen Fällen eine gute Prognose. Etwa 95 % der Schilddrüsenkrebse sind heilbar. Schilddrüsenkrebs ist im Vergleich zu anderen Krebsarten eine Erkrankung von relativ jungen Menschen.
Mit der Schilddrüsensonographie kann man Hinweise auf eine mögliche Bösartigkeit des Knotens bekommen. Ein Schilddrüsenkarzinom ist meist echoarm (im Ultraschall dunkel) und größer als 1cm. Es finden sich in der Schilddrüsensonographie bei Bösartigkeit häufig Mikroverkalkungen und ein verwaschener Rand des Knotens. Mit der Farbultraschalluntersuchung (Duplexsonographie) kann man die Durchblutung des Knotens überprüfen. Besonders verdächtig auf Schilddrüsenkrebs ist dabei eine starke Durchblutung des Knotenzentrums (sog. Typ-4-Durchblutung). Weitere Faktoren, die das Risiko für ein Schilddrüsenkarzinom erhöhen sind: Alter unter 20 Jahre oder über 70 Jahre, männliches Geschlecht, rasches Knotenwachstum, vergrößerte Halslymphknoten oder anhaltende Heiserkeit sowie harte, schlecht von der Umgebung abgrenzbare Knoten. Auch wenn der Knoten tiefer als breit ist, kann dies ein Hinweis auf Bösartigkeit sein. Das seltene meduläre Schilddrüsenkarzinom (C-Zell-Karzinom) kann man mit einer Laboruntersuchung (Calcitonin) ausschließen.
Therapie von Schilddrüsenknoten
Kleine Schilddrüsenknoten müssen nicht unbedingt mit Medikamenten therapiert werden. Die Patienten sollten in ihrer Ernährung jedoch auf eine ausreichende Jodzufuhr achten. Dies aber nur,wenn nicht gleichzeitig eine Hashimoto-Thyreoiditis vorliegt. Medikamentös kommt in erster Linie eine Therapie mit Schilddrüsenhormonen in Kombination mit Jod in Frage. Dabei reicht oft eine sehr niedrige Hormondosis, z. B. 50ug/Tag (z. B. Thyronajod 50). Durch diese kombinierte Therapie mit Schilddrüsenhormonen und Jod wird vor allen Dingen das Wachstum der Knoten vermindert. Außerdem gibt es Hinweise darauf, dass die hier in Deutschland vorhandene Unterversorgung mit Selen eine Rolle bei der Entstehung von Schilddrüsenknoten hat. Wir geben unseren Patienten deshalb häufig auch zusätzlich 100-300µg Selen. Wenn sich die Größe oder Struktur des Knotens ändert, ist unter Umständen eine MIBI-Schilddrüsenszintigraphie sinnvoll. Bei Verdacht auf ein Schilddrüsenkarzinom sollte eine Feinnadelpunktion des Schilddrüsenknotens durchgeführt werden. Wenn dabei bösartige Zellen gefunden werden, ist eine Schilddrüsenoperation notwendig. Nach der Operation von Schilddrüsenkrebs wird meist noch eine Radiojodtherapie durchgeführt und mit hohen Dosen von Schilddrüsenhormonen weiterbehandelt.
Wie oft ist eine Kontrolle bei Schilddrüsenknoten notwendig?
Bei neu entdeckten Schilddrüsenknoten ist eine Kontrolle spätestens nach 3 Monaten zu empfehlen. Danach genügt bei unauffälligem Verlauf eine Kontrolle alle 6 Monate. Wenn es nach mehrfachen Kontrollen zu keinem größeren Wachstum oder anderen auf Bösartigkeit verdächtige Strukturveränderungen des Knotens gekommen ist, reicht unter Umständen auch eine Kontrolle nur einmal pro Jahr.