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Wie kann ich trotz Hashimoto Gewicht verlieren?

Dr. Christian Lunow

Gewichtszunahme und Übergewicht zählen zu den häufigen Symptomen der Hashimoto-Thyreoiditis. Patienten schildern sie als besonders belastende Folgeerscheinung der Erkrankung und empfinden Versuche, die überschüssigen Pfunde loszuwerden, als frustrierende Erfahrung. Übergewicht nach dem alten Dogma der negativen Energiebilanz zu verlieren, ist ein schwieriges Unterfangen. Bei Hashimoto-Patienten erweist sich diese Methode jedoch häufig als besonders unwirksam. Die überschüssigen Pfunde scheinen bei ihnen festgenagelt zu sein.


Gesunde Ernährung bei Hashimoto-Thyreoiditis
Gesunde Ernährung bei Hashimoto-Thyreoiditis

Als Ursachen für dieses Phänomen wird angenommen, dass Menschen mit Schilddrüsenunterfunktion gedämpfte Stoffwechselfunktionen und einen gestörten Hormonhaushalt haben. In der Folge verringern sich bei ihnen der Grundumsatz und das Muskelwachstum. Es kommt eher zu Wassereinlagerungen. Zusammengenommen führen diese Faktoren dazu, dass Menschen mit Hashimoto-Thyreoiditis schneller an Gewicht zunehmen und es schwerer wieder loswerden. Für eine Vielzahl von Hashimoto-Patientinnen (und gesunde Menschen) spielt es sehr wohl eine Rolle, woher die Energie stammt, die sie zuführen – mit anderen Worten, dass für sie eine Kalorie von einem Apfel nicht identisch ist mit einer Kalorie von einem Stück Weißbrot. Manche Menschen sprechen eher auf eine Verringerung von Fetten in der Ernährung an (Low Fat Diet) an, andere auf die Reduzierung von Kohlenhydraten (zugunsten von einem Mehr an Proteinen und Fetten).

Gehen wir nach den Berichten unserer Patienten, dürfte die zweite Methode die für die Mehrheit der an Hashimoto Erkrankten am besten geeignete sein. Einige Betroffene berichten uns, dass sie mit ihr erstmals nach Jahren vergeblicher und belastender Abnehmversuche mit FDH (»Friss die Hälfte«) oder dem Low-Fat-Ansatz Erfolge erzielen. Eine mögliche Erklärung könnte sein, dass Menschen mit Hashimoto-Thyreoiditis häufig Kohlenhydrate nicht so gut verwerten können wie gesunde Menschen. Der Körper hat allerdings im Laufe seiner Evolution gelernt, wertvolle Energie nicht einfach ungenutzt zu lassen. Das hat zur Folge, dass nicht benötigte Kohlenhydrate in Form von Glykogen auf Vorrat gelegt werden.

Die bekanntesten Diäten, die das Prinzip der Kohlenhydratreduzierung verfolgen, heißen Low-Carb-, Atkins- oder Paläo-Diät. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass solche Diätformen vor allem bei Menschen wirksam sind, die über gesteigerte Insulinresistenz verfügen. Dabei macht es nicht nur einen Unterschied, was wir essen, sondern auch, wann wir essen. Die Produktion von Hormonen ist über den Verlauf eines Tages nicht gleichmäßig, sondern sie ist zu bestimmten Zeiten höher und zu anderen niedriger. Uns ist der zirkadiane Rhythmus bereits am Beispiel der TSH-Produktion begegnet. Ganz ähnlich verhält es sich mit der Produktion des Hormons Insulin. Die Insulinaktivität ist morgens am höchsten und lässt dann über den Tag allmählich nach. Dank dieser Insulinspitzen können wir das Marmeladenbrötchen am Morgen besser verwerten als das Marmeladenbrötchen am Abend.


Abnehmen bei Hashimoto-Thyreoiditis
Abnehmen bei Hashimoto-Thyreoiditis

FODMAP-Diät

»FODMAP« steht für die englischen Begriffe »fermentable Oligo-, Di-, Monosaccharides and Polyols«. Das sind Kohlenhydrate, die im Dickdarm vergärt werden und dadurch verstärkt zu Gasbildung führen. Zu den Kohlenhydraten zählen Fruktose, Laktose, Galaktose sowie Polyole wie Isomalt, Mannitol oder Sorbitol, die zum Beispiel als Zuckeraustauschstoffe Verwendung finden. Zu den Lebensmitteln, die bei der FODMAP-Diät zu meiden sind, zählen Obst wie Äpfel, Birnen und Pfirsiche, Gemüse wie Bohnen, Zwiebeln und Kohl sowie die meisten (Weizen-)Brotsorten und Milchprodukte. Verwandte Diätformen sind die GAPS-Diät (englisch: Gut and Psychology/Physiology Syndrome) und die spezielle Kohlenhydrat-Diät (SCD).

Mittelmeer-Diät

Die Mittelmeer-Diät orientiert sich an Essgewohnheiten, die traditionell in Mittelmeeranrainerländern wie Italien, Südfrankreich oder Griechenland verwurzelt sind. Die Mittelmeer-Diät zählt zu den Ernährungsformen, die nachweislich am gesündesten sind, obwohl sie keineswegs kalorien- oder fettarm ist. Gemüse, Hülsenfrüchte und Obst, Nüsse sowie Olivenöl und Fisch (mehrmals in der Woche) stehen auf ihrem Speiseplan. Milch und Milchprodukte, Fleisch und Süßes bilden seltene Ausnahmen.

Paläo-Diät

Das Wort »Paläo-« stammt von dem Begriff »Paläolithikum«. Dabei handelt es sich um eine Phase der Menschheitsgeschichte, die unsere Evolution stark geprägt hat. Der Beginn des Paläolithikums wird auf die Zeit vor rund 2,5 Millionen Jahren datiert. Anhänger der Paläo-Diät streben eine Ernährungsweise an, die derjenigen ähneln soll, die die als Jäger und Sammler lebenden Urmenschen pflegten. Nüsse, Samen, Gemüse und Obst sind ebenso erlaubt wie Fleisch und Eier. Kritiker der Diät bemängeln, dass der Ansatz eine falsche Rechtfertigung bietet, Fleisch zu essen. Tatsächlich hat das Fleisch, das wir heute vorrangig konsumieren (verarbeitet, von Weidetieren), so gut wie nichts mehr mit dem Fleisch zu tun, das die vorgeschichtlichen Menschen verzehrt haben dürften (weniger Fett, reicher an Omega-3-Fettsäuren, am ehesten vergleichbar mit dem Fleisch der Antilope).


Nahrungsmittel bei Hashimoto-Thyreoiditis
Nahrungsmittel bei Hashimoto-Thyreoiditis

Um Körpergewicht zu reduzieren, kann es helfen, sich innerhalb der 24 Stunden eines Tages ein Zeitfenster zu schaffen, in dem Sie essen, und ein anderes Zeitfenster, in dem Sie auf Nahrung verzichten. Diese Methode wird auch Intervallfasten genannt. Die bekannteste Form ist das 16:8-Fasten. Bei dieser Methode sollte Nahrung nur in einem Zeitfenster von acht Stunden am Tag aufgenommen werden. In der restlichen Zeit sollte nichts gegessen werden. Das Trinken von Wasser oder Tee ist aber weiterhin erlaubt.

Machen Sie sich klar, dass die meisten Diäten zeitlich begrenzte Ausnahmeernährungen darstellen, die auf kurzfristige Gewichtsabnahme abzielen. Meistens gelingt nachhaltiges Abnehmen aber nur dann, wenn eine grundlegende Ernährungsumstellung vollzogen wird. Das gilt für Menschen mit gesunder ebenso wie für Menschen mit angegriffener Schilddrüse. Die Paläo-Diät und Intervallfasten können solche nachhaltige Ernährungsumstellungen prägen, sind aber nicht für alle Hashimoto-Patienten geeignet.

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