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Mit Hashimito-Thyreoiditis verbundene Erkrankungen

Dr. Christian Lunow

Folgen für das Herz-Kreislauf-System


Obwohl die physiologischen Effekte von T3 und T4 für das Herz und die Blutgefäße seit langer Zeit bekannt sind, hielten sich in der Medizin hartnäckig Zweifel, ob eine Unterfunktion tatsächlich ein unabhängiger Risikofaktor für die koronare Herzkrankheit, den Herzinfarkt oder eine höhere Sterblichkeit infolge von Herzversagen ist. Zahlreiche wissenschaftliche Studien zu diesem Thema haben die Zweifel beseitigt.


Erkrankungen durch die Hypothyreose

Die Auswirkungen der Hypothyreose auf das Herz-Kreislauf-System sind mittlerweile so gut untersucht wie keine andere Folge dieser Funktionsstörung. Wie wir bereits auf unseren Seiten erwähnten, kann der Mangel an Schilddrüsenhormonen den Blutgefäßwiderstand erhöhen, die Pumpleistung des Herzens beeinträchtigen und zu erhöhtem Blutdruck führen. Für die Leber wird es schwieriger, Cholesterin, vor allem das schlechte LDL-Cholesterin, aus dem Blut aufzunehmen. Je stärker die Konzentration von Cholesterin ansteigt, desto eher können sich Ablagerungen bilden, die die Blutgefäße verengen (Arteriosklerose). Die Schilddrüsenfunktionsstörung begünstigt die Entstehung des sogenannten metabolischen Syndroms. Mit diesem Begriff wird eine Gruppe von Symptomen bezeichnet, die zusammengenommen den größten Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen (neben dem Rauchen) darstellt. Man spricht vom metabolischen Syndrom, wenn ein Patient zwei oder mehrere Merkmale aus der folgenden Reihe aufweist: Übergewicht (vor allem Bauchfett); ein gestörter Fett- und Cholesterinhaushalt (erhöhte Triglyceride, vermindertes HDL-Cholesterin); Bluthochdruck und erhöhter Blutzuckerspiegel oder Typ-2-Diabetes.


Verbundene Erkrankungen bei Hashimoto-Thyreoiditis
Verbundene Erkrankungen bei Hashimoto-Thyreoiditis

Gemeinhin wird das metabolische Syndrom als Folge der Fehl- und Überernährung sowie des Bewegungsmangels in Wohlstandsgesellschaften angesehen. Und tatsächlich ist es unstrittig, dass es sich bei dem Phänomen vorrangig um ein Wohlstandssyndrom handelt. Der Überfluss in der Versorgung der westlichen Industrienationen hat zu einer rasanten Zunahme der Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen geführt. Gleichzeitig spielen aber auch Faktoren wie genetische Veranlagung und eben auch der Gesundheitszustand der Schilddrüse eine Rolle.

Das wichtigste Element, das die Hypothyreose und das metabolische Syndrom miteinander verbindet, ist die Insulinresistenz. Das Bauchspeicheldrüsenhormon Insulin regt die Zellen des Körpers an, Glukose aus dem Blut aufzunehmen. Verliert das Hormon an den Zellen an Wirksamkeit, spricht man von Insulinresistenz. Ursache ist in den meisten Fällen eine falsche Ernährung, bestehend aus übermäßig viel zucker- und kohlenhydrathaltigen Lebensmitteln. Werden zum Beispiel die Zellen der Muskeln wieder und wieder mit Insulin bombardiert, bauen sie irgendwann Insulinrezeptoren auf ihrer Oberfläche ab. Die Bauchspeicheldrüse muss die Hormonproduktion steigern, um die normale Wirkung an den Zellen aufrechtzuerhalten. Der Insulinspiegel im Blut steigt. Die Aufnahme von Glukose in die Zellen kann aber auch erschwert werden, wenn die Stimuli der Schilddrüsenhormone infolge einer Hypothyreose ausbleiben.

Eine im Januar 2017 veröffentliche Metaanalyse, an der Kardiologinnen verschiedener chinesischer Universitäten sowie der Mayo Clinic in den USA mitarbeiteten, belegt den Einfluss der Schilddrüsenhormone auf Herz und Kreislauf. Die Gruppe wertete die Ergebnisse von 55 Studien mit insgesamt 1,9 Millionen Patienten in Europa und Nordamerika aus. Die Ergebnisse zeigen: Menschen mit Schilddrüsenunterfunktion haben ein erhöhtes Risiko, Erkrankungen des Herzens und der Gefäße zu entwickeln sowie an diesen Erkrankungen zu versterben – und das gilt nicht nur für die overte Schilddrüsenunterfunktion, sondern ebenfalls für die häufiger unbehandelte, latente Form.


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