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Dr. Christian Lunow

Hashimoto-Thyreoiditis bei Kinderwunsch und Schwangerschaft

Aktualisiert: 18. Nov.


Kinderwunsch und Schwangerschaft bei Hashimoto-Thyreoiditis
Kinderwunsch und Schwangerschaft bei Hashimoto-Thyreoiditis

Hashimoto bei Kinderwunsch und Schwangerschaft. Bei Kinderwunschbehandlung anzustrebende Schilddrüsenwerte bei Hashimoto-Thyreoiditis:

Der TSH-Wert wird von uns bei Kinderwunsch meist zwischen 0,3 und 1,0 eingestellt. In der Schwangerschaft gelten grundsätzlich niedrigere TSH-Referenzwerte als außerhalb der Schwangerschaft. Ursache hierfür ist eine partialagonistische Wirkung des Schwangerschaftshormon HCG am TSH-Rezeptor. FT3 und fT4 sollten aber nicht über den Normbereich erhöht sein. Werte im oberen Normbereich sind aber tolerabel mit Hashimoto bei Kinderwunsch und Schwangerschaft.


Schwangere mit Hashimoto-Thyreoiditis benötigen eine höhere Thyroxindosis und Jod als Nahrungsergänzung

Wie bei der Einnahme der Antibabypille oder anderen weiblichen Hormonen kann es auch in der Schwangerschaft zu einem erhöhten Bedarf an Schilddrüsenhormonen kommen. Während der Schwangerschaft nehmen zahlreiche Stoffwechselvorgänge zu. Dementsprechend benötigen Schwangere mehr Schilddrüsenhormone.

Für Schwangere mit Hashimoto-Thyreoiditis gibt es unterschiedliche Empfehlungen zur Jodzufuhr. Dies rührt von der unterschiedlichen Situation von Mutter und Kind: Zu viel zusätzliches Jod kann die Schilddrüsenentzündung der Mutter verschlimmern, zu wenig Jod schadet dem ungeborenen Kind.

Wir empfehlen in diesen Fällen, die individuelle Jodversorgung durch die Bestimmung des Jods im Urin zu messen. Dieser Wert darf zwar nicht überbewertet werden, zeigt aber zumindest eine Tendenz an. Im Zweifelsfall raten wir Schwangeren mit Hashimoto-Thyreoiditis ohne wenn und aber aber dringend dazu, ihre Jodzufuhr zu erhöhen. Dann besteht zwar die theoretische Gefahr, dass sich die Schilddrüsenentzündung verschlechtert. Bei regelmäßigen Kontrolluntersuchungen alle vier Wochen und entsprechender Anpassung der Thyroxindosis stellt dies aber in der Regel kein wirkliches Problem dar. Jodmangel kann beim ungeborenen Kind zu Hirnschäden führen. Studien zeigen, dass schon ein geringer Jodmangel Beeinträchtigungen des Denkvermögens beim Kind zur Folge haben kann. Dabei korreliert die Schwere der Beeinträchtigung besonders mit der Jodversorgung der Mutter im ersten Drittel der Schwangerschaft. Die kognitiven Fähigkeiten des Kindes wurden dabei anhand des Intelligenzquotienten (IQ) und anhand der Lesefähigkeit gemessen. Frauen sollten deshalb schon bei bestehenden Kinderwunsch Jod als Nahrungsergänzung zu sich nehmen, am besten in Kombination mit Folsäure, die ebenfalls für die Entwicklung des kindlichen Nervensystems wichtig ist. Das gilt auch für Frauen mit Hashimoto-Thyreoiditis oder bei Zustand nach Morbus Basedow. Nur Schwangere mit einer akuten Schilddrüsenüberfunktion dürfen kein zusätzliches Jod zu sich nehmen.

Die Auswirkungen einer zu geringen Jodzufuhr für das Kind mit eventuellen nicht reversiblen Hirnschäden lassen sich erst nach der Geburt feststellen.

Hormondosis der Mutter frühzeitig anpassen

Wichtig ist vor allen Dingen, dass die Hormondosis bei Schwangeren frühzeitig angepasst wird und nicht erst, nachdem eine Unterfunktion der Schilddrüse in den Laborwerten nachgewiesen wurde. Nur so kann verhindert werden, dass das ungeborene Kind über einen längeren Zeitraum einer mütterlichen Schilddrüsenunterfunktion ausgesetzt wird. Daher unsere Empfehlung, sofort beim Feststellen der Schwangerschaft die Thyroxindosis um 25µg zu erhöhen.

Nach unserer Erfahrung sollten die Schilddrüsenwerte während der Schwangerschaft wie folgt sein: T3 und T4 im Normbereich, TSH zwischen 0,3 und 1,0.

Im Gegensatz zu den Folgen einer Schilddrüsenunterfunktion besteht für das Kind keine Gefahr durch die TPO-Antikörper der Mutter. Diese werden zwar über die Plazenta übertragen, können die gesunde Schilddrüse des Kindes aber nicht angreifen, da sie nicht in die Schilddrüsenzellen des Kindes gelangen. Hohe Werte bei den Schilddrüsen-Antikörpern haben daher keine Auswirkungen auf das Kind.

Grundsätzlich lässt eine Schwangerschaft bei Patientinnen mit Hashimoto-Thyreoiditis die Beschwerden meist zurückgehen. Dafür sorgt die vermehrte Produktion des sogenannten Schwangerschaftshormons Progesteron, welches das Immunsystem abschwächt. Dies geschieht aus dem verständlichen Grund, dass während der Schwangerschaft Fremdes, wie das ungeborene Kind, nicht mehr wie sonst als fremd eingestuft wird.

Nach der Entbindung: Reduzierung der Hormondosis

Entsprechend der erhöhten Thyroxindosis bei Feststellung der Schwangerschaft sollte nach der Geburt die Dosis sofort um 25µg gesenkt werden. Nach der Schwangerschaft können durch den Rückgang des Progesterons Hashimoto-Schübe ausgelöst werden und vermehrt Symptome auftreten. Daher sollten für ein halbes Jahr die Schilddrüsenwerte in kurzfristigen Intervallen, etwa alle vier Wochen, kontrolliert werden.

Stillen bei Hashimoto-Thyreoiditis unbedenklich

An Hashimoto-Thyreoiditis erkrankte Mütter können ihre Kinder stillen, da nur die Vormilch in den ersten Wochen des Stillens Schilddrüsenantikörper enthält. Diese Mengen sind jedoch klein und können beim Kind keine chronische Hashimoto-Thyreoiditis verursachen. Zu beachten ist, dass Stillen den Bedarf an Thyroxin erhöht. Nach dem Abstillen muss die Thyroxin-Dosis meistens wieder gesenkt werden.

Nach der Schwangerschaft: Postpartale Thyreoiditis

Rund 10% der Frauen erkranken in den ersten sechs Monaten nach der Entbindung erstmals an einer Schilddrüsenentzündung. Diese auch als postpartale Thyreoiditis bezeichnete Form der Hashimoto-Thyreoiditis führt in 9 von 10 Fällen nicht zu einer chronischen Funktionsstörung der Schilddrüse. Dennoch sollten die Schilddrüsenwerte auch hier jährlich überprüft werden.

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