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Darf ich mit Hashimoto-Thyreoiditis Sport machen?

Dr. Christian Lunow

Sport und körperliche Aktivität im Allgemeinen sind für Menschen mit Hashimoto-Thyreoiditis zu empfehlen. Davon ist zunächst einmal keine Form von Bewegung pauschal ausgeschlossen. Wer 150 Minuten Sport in der Woche treibt, wie von der WHO empfohlen, reduziert damit das Risiko, an chronischen Leiden wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen (um 17 Prozent), Diabetes mellitus (um 26 Prozent), Krebs (um 20 Prozent) und Alzheimerkrankheit (um 40 Prozent) zu erkranken und früher zu sterben. Dieser Effekt gilt nicht nur für junge Menschen, sondern ebenso für ältere über 65 Jahren.


Schwimmen bei Hashimoto
Schwimmen bei Hashimoto

Körperliche Aktivität fördert die Durchblutung und die Sauerstoffversorgung und damit die Stoffwechseltätigkeit. Davon profitieren Hashimoto-Patientinnen, die ihr Körpergewicht reduzieren möchten. Muskeln sind weit mehr als die Motoren unseres Körpers. Wird Muskelgewebe beansprucht, produziert es Hormone. Dabei handelt es sich um Zytokine und sogenannte Myokine. Diese Signalstoffe, die vom Muskel in den Blutstrom ausgeschüttet werden, wirken Entzündungen entgegen und verbessern die Aufnahme von Glukose in die Zellen. Wer sich hingegen nicht oder nur wenig körperlich fordert, lässt sich dieses natürliche Immundoping entgehen und – was noch schlimmer ist – setzt eher schädliches Viszeralfett an. Viszeralfett produziert ebenfalls Hormone. Diese haben jedoch leider einen genau entgegengesetzten Effekt auf die Gesundheit. Sie versetzen nahezu alle Angreifer unseres Immunsystems in Alarm– von weißen Blutkörperchen (Leukozyten) über B-Zellen bis hin zu T-Zellen und natürlichen Killerzellen. Entzündungen, Verschlimmerung chronischer Entzündungen und ein beschleunigter Alterungsprozess zählen zu den Folgen.


Bei der Frage »Wie viel Sport ist gesund?« ist zu beachten, dass sich die Intensität, Umfang und Art der körperlichen Aktivität stets an den individuellen Voraussetzungen des Sporttreibenden orientieren müssen. Für Hashimoto-Patienten trifft das in besonderem Maße

zu. Erkrankte haben häufig einen vergleichsweise niedrigen Trainingsstand. Schilddrüsenhormone sind wichtige Signalgeber gerade für die Zellen in unserem Muskelgewebe. Sie beeinflussen Energiebereitstellung, Wachstum und spielen wahrscheinlich auch bei der Regeneration eine Rolle. Symptome der Hashimoto-Thyreoiditis wie ständige Müdigkeit und Erschöpfung und geringer Antrieb bewirken, dass es Betroffenen krankheitsbedingt schwerfällt, sich über die Notwendigkeiten des Alltags hinaus körperlich zu bewegen. Einfache Ziele zu erreichen wie »mehr gehen, weniger sitzen« kann in einigen Fällen bereits ein Fortschritt darstellen und Erfolgserlebnisse bescheren. Wer sich zum Beispiel von einer Jogging-Runde überfordert fühlt, sollte stattdessen spazieren gehen. Aber auch Sportarten wie Yoga, Pilatesoder Tai-Chi können das Stresslevel regulieren und zugleich den Körper stärken.


Bewegung bei Hashimoto-Erkrankung
Bewegung bei Hashimoto-Erkrankung


Hashimoto-Patienten leiden häufiger an Übergewicht als gesunde Menschen. Das kann bei höherer sportlicher Intensität zu Wirbelsäulen-und Gelenkbeschwerden führen. In diesem Fall bieten sich gelenkschonende Sportarten wie Schwimmen, Fahrrad- oder E-Bike-Fahren an. Gezieltes Muskeltraining ist besonders geeignet, um den Stoffwechsel zu erhöhen, Gewicht zu reduzieren sowie den Stütz- und Bewegungsapparat zu stabilisieren und Gelenke zu entlasten. Für Patienten mit Hashimoto-Thyreoiditis kann es ratsam sein, sich vor der Aufnahme ungewohnter sportlicher Betätigung einem sportmedizinischen Check-up mit einer Untersuchung des Herz-Kreislauf-Systems zu unterziehen. Sport, der das Wohlbefinden steigert, ist der richtige Sport. Bei intensiver körperlicher Betätigung und Leistungssport empfehlen wir allerdings unbedingt, aufmerksam in den Körper hineinzuhören, auf Zeichen der Überlastung zu achten und sich ausreichende Erholungs- und Schlafphasen zu gönnen. Exzessiver Sport kann für den Körper Stress bedeuten und das aus dem Gleichgewicht geratene Immunsystem zusätzlich beeinträchtigen.

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